„Für mich definiert sich wandern nicht als Sportart, es ist ein Lebensgefühl!“

Am 3. Juni 1992 kam ich im Achimer Krankenhaus (Nähe Bremen) gemeinsam mit meiner Zwillingsschwester Miriam auf die Welt. Meine Eltern gaben mir damals den Namen Ann-Kathrin.

Ich wuchs im beschaulichen Langwedel-Förth auf und war stets damit beschäftigt, meinem kindlichen Gemüt nachzukommen. So konnte ich mich schon früh selbst beschäftigen, hatte immer wieder neue Ideen, die ich versuchte in die Tat umzusetzen und passte mich den ländlichen Gegebenheiten an. Wir hatten Hühner, die ich liebendgerne dressieren wollte, baute mithilfe meiner Familie allerhand und lernte wie viele Kinder zu gegebener Zeit Fahrrad fahren. Doch eins war eben bei mir anders: Ich kam mit einer Hell-Dunkel-Wahrnehmung auf die Welt. So diagnostizierte man mir eine Netzhautablösung und noch weitere Nebenerkrankungen, die trotz zahlreicher Eingriffe zwar auf ein stabiles Maß gebracht wurden, jedoch nicht verbessert werden konnten. Mein Naturell war aber schon im Kindesalter zu erahnen, so suchte ich mir meinen Weg. Auch wenn ich, hingegen meines heutigen Verhaltens, eher ruhiger war, zeichnete mich bereits früh eine gewisse Sturheit aus. Ich passte mich solange an, bis ich der Ansicht war, dass es anders besser sein könnte. Dies führte zu verschiedenen Herausforderungen meines Umfeldes, die ich doch zum Selbstschutz lieber nicht hier verrate;-)

Ich ging in den hiesigen Kindergarten und lernte dort eine meiner Lebensbegleiterinnen kennen: Saskia. Sie ist auch noch heute an meiner Seite. Mit ihr machte ich später die Grundschule, die Orientierungsstufe und auch das Gymnasium unsicher. Schon im Kindesalter verbrachte ich viel Zeit draußen und an der frischen Luft. Mittagspausen, bei welchen sich bei uns leise verhalten werden musste, weil meine Oma sich immer hinlegte, verbrachte ich allein im Sandkasten, im kleinen Wäldchen hinter dem Carport oder spazierend Richtung Spielplatz. Neben meinen nahezu täglichen Spielereien draußen kamen stundenlange Spaziergänge oder Ausflüge am Wochenende mit meiner Familie hinzu. Auch wenn es durchaus das eine oder andere mal ein leidiges Thema war, so entstand doch ein gewisser Drang, dass Ganze auszubauen. Natürlich gab es hier auch Motivation wie Essen 🙂

Bei unserem ersten Inselurlaub auf Langeoog wurde wohl der Meilenstein meines Wandermuts oder Wanderwillens oder Wanderwahnsinns gelegt. Eigentlich wollte mein Vater mit meiner älteren Schwester die Insel umrunden; sie war 9 und meine Eltern trauten es ihr zu. Doch nach einiger Zeit kamen sie zurück, meine Schwester sichtlich unglücklich und mein Vater genervt. Sie war wohl doch nicht so motiviert, wie zuvor angenommen. Ich wollte es gerne versuchen und nach einiger Überredensarbeit nahm Papa mich mit – und siehe da, wir kamen so schnell nicht zurück!

Von da an umrundeten wir jedes Jahr einen Tag gemeinsam die Insel, und das waren teilweise über 20 Kilometer am Tag. Natürlich gab es auch hier eine Motivation – Pizza!

In meinem Freundeskreis war es sehr normal, dass man sich mit dem Rad abholte, schwimmen ging oder zu Fuß irgendwo hinlief. Entsprechend gehörte Bewegung immer dazu. Als wir in das Alter kamen, dass wir Touren planen konnten, machten wir Kurztrips in den Harz. Beispielsweise erwanderten wir den Brocken. Wir machten Radtouren über mehrere Tage und immer wiederkehrende Spaziergänge.

Irgendwie brachten solche Touren immer viel mit sich, aber vor allem Freiheit. Natur schenkt ganz viel Freiheit und Erholung.

Nach meiner Grundschul- und OS-Zeit ging ich nach Verden aufs Gymnasium. Dort war es herausfordernd, sodass ich nach der 11. Klasse Verden verließ und für 3 Jahre nach Marburg ging, um dort mein Abitur an einer Schule zu absolvieren, die extra auf Bedürfnisse für sehbeeinträchtigte Menschen ausgelegt ist. Dies bedeutete, dass ich aus Langwedel wegging und ein Internat besuchte. Bewegung blieb mein ständiger Begleiter.

So kam es, dass ich nach meinem Abitur 2012 mit dem Tandem den Küstenweg (Camino del Norte) machte und mit einer Freundin eine 300 Kilometer-Wandertour vom 3-Ländereck nach Niedersachsen ging.

Ab 2013 studierte ich im dualen System Public Administration beim Land Bremen und erhielt 2016 eine Sachbearbeitungsstelle im Gesundheitsressort Bremen.

Ich entschied mich neben meiner Tätigkeit im Gesundheitsressort ein berufsbegleitendes Masterstudium in Wirtschaftspsychologie aufzunehmen. Dieses schloss ich 2018 ab. Da ich viel Spaß am wissenschaftlichen Arbeiten und Forschen hatte, erhielt ich wegen meiner Masterarbeit die Möglichkeit, auf einem Kongress an einer Postersession teilzunehmen. Ich lernte dort einige Menschen kennen, sodass ich von 2020 bis 2023 extern wissenschaftlich an der TU Dortmund arbeitete.

In der Coronazeit hatte ich, wie so viele andere wohl auch, viele kreisende Gedanken hinsichtlich meiner Zukunft und der damit verbundenen Perspektiven. Dies führte im Herbst 2021 dazu, dass ich einen zweiten Bachelor begann; nämlich in der Psychologie. Diesen schloss ich im Sommer 2024 ab und befinde mich nun im Master Psychologie.

Im Gesundheitsressort war ich zunächst im Bereich Verbraucherschutz unterwegs. Ich machte einen kleinen Ausflug 2023 für ein halbes Jahr in die niedersächsische Behördenlandschaft, kam aber 2024 wieder zurück. Seitdem arbeite ich wieder im Gesundheitsressort, aber jetzt im Bereich des Katastrophenschutzes, Infektionsschutzes und ärztlicher Gesundheitsfragen. Ich bin weiterhin als Sachbearbeiterin tätig.

Auch wenn ich in der Stadt arbeite, lebe ich doch lieber eher ländlich. So habe ich 2022 geheiratet und lebe zu großen Teilen im beschaulichen Langwedel, wenn ich nicht gerade unterwegs bin.

Neben meinen ganzen kognitiven Herausforderungen in der Arbeit und an der Uni / Hochschule brauchte ich einen körperlichen Ausgleich. Also begann ich 2016 mit dem Halbmarathontraining. So lief ich in Bremen meinen ersten  Halbmarathon und es folgten weitere. Auch das Langstreckenwandern entdeckte ich für mich. Ich absolvierte neben 50 km auch 100 km in 24 Stunden, was mich an meine Grenzen brachte. Ich war immer der Meinung gewesen, dass Marathon laufen krass ist und nichts für mich. Während der Coronazeit gab es wenig Möglichkeiten, sodass ich Sport intensivierte. 2021 begann ich mich langsam auf einen Marathon vorzubereiten. Das Schicksal wollte mich herausfordern; sodass ich mein Training wegen einer Augen-Notoperation unterbrechen musste. Der zweite Anlauf scheiterte wenige Zeit später in einer Coronaerkrankung, aus welcher ich mich ungefähr 1 Jahr wieder zurückkämpfen musste, um den Leistungsstand annähernd zurückzubekommen. Irgendwann sagte ich mir: Noch einmal und ansonsten soll es das eben nicht sein. Gesagt, getan. Im Juli 2023 kaufte ich mir ein Marathonticket für Hamburg und begann das Training. Außer Erkältungen kam mir nichts dazwischen, sodass ich am 28. April 2024 völlig erledigt, aber im siebten Himmel die Ziellinie in Hamburg gemeinsam mit meiner Guide-Staffel überquerte. Ein Moment, den ich niemals vergessen werde.

Ein weiterer Marathon, eigentlich nicht geplant, aber lief mir so zu, wurde ins Auge gefasst. So stand ich am 29. September 2024 an der Startlinie des 50. BMW Berlinmarathons und konnte mich auch noch unter die 5 Stunden-Marke ins Ziel bringen. Auch dieser Lauf wird für immer in meinem Herzen sein.

Nun ist es aber so, dass solche Ereignisse sehr glücklich und zufrieden machen; man überlegt jedoch, was kommt jetzt? Da das Wandern eine große Leidenschaft von mir ist, wuchs der Gedanke in mir heran, ich könnte Deutschland durchqueren. Wie genau, wusste ich nicht, aber ich begann zu recherchieren.

Und nun lest ihr diese Zeilen und die Route steht: vom südlichsten Punkt bis zum nördlichsten Punkt Deutschlands – vom Haldenwanger Eck (Grenzstein 147) bis zum Ellenbogen in List auf Sylt. Der Start wird der 31. Mai sein. Ich  hoffe, dass ich am 11. Juli zum Sonnenuntergang am Ellenbogen bin.

Es bleibt mir nun nur noch EINES zu sagen: Es ist wundervoll, wie viel Support ich bekomme – DANKE EUCH!!!

Kommentar verfassen